In einem sich stetig wandelnden Gesundheitswesen, das durch steigende Anforderungen und einen Mangel an medizinischem Personal geprägt ist, ist die Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und nichtärztlichen Gesundheitsberufen unerlässlich geworden, um die Qualität und Zugänglichkeit der Versorgung zu gewährleisten. Zur Begleitung dieses Wandels schlägt die FMH einen modernen und harmonisierten Rahmen vor: die Entrustable Professional Activities (EPAs), auf Deutsch Anvertraubare Professionelle Tätigkeiten.
EPAs, ursprünglich für die medizinische Aus- und Weiterbildung entwickelt, ermöglichen es, die Fähigkeit einer Fachperson zu beurteilen, bestimmte Tätigkeiten selbstständig und sicher auszuführen. Auf Berufe mit erweiterten Kompetenzen (Advanced Practice) – wie Advanced Practice Nurses (APNs) oder Physician Associates (PAs) – angewendet, werden sie zu einem strukturierenden Instrument, um die im Rahmen der medizinischen Praxis ausgeführten Leistungen zu beschreiben, einzuordnen und aufzuwerten. EPAs schaffen somit eine gemeinsame Sprache, die das gegenseitige Verständnis von Rollen und Verantwortlichkeiten erleichtert und zugleich als Kompetenzpass dient, der die erworbenen Fähigkeiten und erreichten Selbständigkeitsstufen dokumentiert.
Jede in einer EPA definierte Tätigkeit ist mit einem klaren Supervisionsgrad verbunden, was eine transparente Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen der delegierenden Ärztin oder dem delegierenden Arzt und der ausführenden Fachperson gewährleistet. Dieser Rahmen stärkt die Patientensicherheit, bietet rechtlichen Schutz für die beteiligten Akteure und fördert die Anerkennung der Kompetenzen nichtärztlicher Gesundheitsberufe innerhalb der Behandlungsteams.
Durch die Strukturierung der interprofessionellen Zusammenarbeit tragen EPAs dazu bei, die Praxis zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen – Spital, ambulante Versorgung, Rehabilitation oder Pflege zu Hause – zu formalisieren und zu vereinheitlichen. Sie bieten den medizinischen Fachgesellschaften ein konkretes Instrument, um delegierbare Tätigkeiten zu definieren und eine Zusammenarbeit zu etablieren, die auf Kompetenz, Vertrauen und Qualität basiert.
Mit der Integration der EPAs in die klinische Praxis fördert die FMH eine moderne, gemeinsam getragene und nachhaltige Vision der medizinischen Praxis: einen Ansatz, der auf Komplementarität, Versorgungskontinuität und der Wertschätzung sämtlicher beruflicher Fachkompetenzen im Dienst der Patientinnen und Patienten beruht.