FMH – Berufsverband
 

Die Feuerprobe steht noch bevor

Das neue Gesamtsystem der ambulanten Tarife wird von den meisten Leistungserbringern grundsätzlich begrüsst, muss aber die Feuerprobe noch bestehen. Fehler und Unwuchten müssen zeitnah korrigiert werden. Man ist sich bewusst, dass diese Einführungsversion des Tarifs noch nicht perfekt ist. Die Vorteile überwiegen aber im Vergleich zum veralteten TARMED.
Urs Stoffel

Urs Stoffel
Dr. med., Mitglied des Zentralvorstands der FMH von 2012 bis 2024, Departement Ambulante Versorgung und Tarife

Grundsätzlich sind sich alle Leistungserbringer einig, dass der komplett veraltete, nicht mehr sachgerechte und nicht mehr betriebswirtschaftlich bemessene TARMED-Einzelleistungstarif so schnell wie möglich ersetzt werden muss.

Unisono äussern sich auch alle Votanten positiv dazu, dass mindestens ein grosser Teil der wichtigen Anliegen und deutlichen Verbesserungen in das neue Tarifsystem aufgenommen wurden und damit gegenüber dem TARMED ein klarer und nachhaltiger Fortschritt erzielt werden konnte. Insbesondere werden die Aufwertung der sprechenden Medizin und der telemedizinischen Leistungen begrüsst. Auch die Verbesserungen einer kindergerechten Abgeltung in der Pädiatrie werden ebenso hervorgehoben sowie auch die verbesserte Abbildung der Arbeit von Haus- und Kinderärzten und -ärztinnen im neuen System der ambulanten Tarife.

Kostendeckelung nicht akzeptabel
Ebenso klar geht aber aus allen Voten auch hervor, dass es noch zahlreiche Verbesserungen braucht, um die Fehler und Unwuchten der vorliegenden Startversion dieses Tarifsystems schnellstmöglich zu korrigieren und zu verbessern. Im Vordergrund steht dabei bei allen Votanten die grosse Sorge der einzuhaltenden Kostenneutralität, die einen grossen Teil der Verbesserungen im neuen Tarifsystem wieder zunichtemachen könnte. Auch aus Sicht der FMH müssen wir an dieser Stelle noch einmal klar festhalten, dass eine Deckelung der Kosten auf maximal vier Prozent Wachstum, was klar einem Globalbudget der ärztlichen Kosten gleichkommt, für uns nicht akzeptabel ist. Dies widerspricht auch der allseits von der Politik und der Öffentlichkeit geforderten Förderung der ambulanten medizinischen Versorgung.

Einbindung der Fachgesellschaften
Zudem steht man mehrheitlich den teilweise noch unausgereiften und nicht sachgerechten ambulanten Pauschalen sehr kritisch gegenüber. Hier besteht noch erheblicher Verbesserungsbedarf. Am stärksten wird moniert, dass bei den Pauschalen, im Gegensatz zum Einzelleistungstarif TARDOC, die Fachgesellschaften nur marginal oder gar nicht in die Erarbeitung der ambulanten Pauschalen eingebunden waren und zahlreiche Verbesserungsvorschläge der Fachgesellschaften durchwegs negiert wurden. Hier möchte wir festhalten, dass auch aus Sicht der FMH die Einbindung der entsprechenden Fachgesellschaften zur Erarbeitung der Pauschalen unverzichtbar ist. Der Einbezug der Fachgesellschaften bei der Überprüfung der Pauschalen muss nun unverzüglich umgesetzt werden. Dies wurde ja auch in der integral vom Bundesrat genehmigten Zusatzvereinbarung der Tarifpartner zum Gesamttarifsystem klar und unmissverständlich festgehalten.

Sofortige Korrekturen und Anpassungen
Die gravierendsten Mängel sollen noch vor der Inkraftsetzung des Tarifsystems am 1. Januar 2026 korrigiert werden. Dafür haben die OAAT und die Tarifpartner dem Bundesrat am 15. Juli 2025 ein begrenztes Paket von sofortigen Korrekturen und Anpassungen zur nachträgliche Genehmigung eingereicht. Wir hoffen sehr, dass dieses von allen Tarifpartnern unterzeichnete Genehmigungsgesuch vom Bundesrat positiv beantwortet wird um noch grössere Probleme bei der Tarifeinführung zu verhindern.

Die immer wiederkehrende Frage, insbesondere der Medien und der Öffentlichkeit, wer denn die Gewinner und wer die Verlierer dieser umfassenden Tarifrevision seien, ist die falsche Frage. Die Frage muss vielmehr lauten: Bildet dieses neue Gesamtsystem der ambulanten Tarife die Leistungen der zeitgemässen und immer komplexeren medizinische Ansprüche für eine sachgerechte und adäquate Versorgung der Bevölkerung auch wirklich ab? Diesem unbestrittenen Ziel muss sich das neue Tarifsystem jetzt und auch in Zukunft stellen.

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